CT218 Baßreflex

Zur Konstruktion

In der Klang & Ton 5/2005 fand ich einen interessanten Lautsprecher - den CT218. Besonders interessierte mich der Breitbänder Tang Band W4-655SA und bemerkenswert fand ich den Preis - weniger als 50 neue europäische Währungseinheiten für eine komplette Box! Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Das geschlossene Gehäuse des CT218 versprach mit deutlich über 100 Hz Resonanzfrequenz nichts, was man gemeinhin unter Baß verstehen könnte.

Was lag näher, als die Eignung des Treibers für ein Baßreflexgehäuse zu untersuchen? Den Parametern nach zu urteilen schafft dieser Winzlingtreiber selbst bei 60 Hz noch 93 dB maximalen Schalldruck. Damit ließe sich doch etwas anfangen!

Zwei Treiber waren schnell beschafft und nach 24 Stunden Einspielphase hatten sich auch die Thiele-/Small-Parameter zum guten gewendet. Das Baßreflexgehäuse war schnell berechnet. Ein Musteraufbau wurde erstellt und eine Weiche entwickelt. Rein aus Interesse probierte ich auch Udo Wohlgemuth's (seines Zeichens Konstrukteur des CT218) Weichenschaltung aus und diese klang besser als meine - Entwicklerpech!

Udo's Weichenschaltung wurde mit kleinen Veränderungen verwendet. Ich ließ den 220 mikroF Hochpasskondensator weg, denn ich wollte ja Baß und verwendete anstatt der Elkos MKT-Folienkondensatoren, da sich der Mehrpreis in engen Grenzen hielt und Folienkondensatoren eine deutlich bessere Langzeitstabilität aufweisen als Elkos.

Heraus kam eine Box, die vielseitig einsetzbar ist. Die einzigen Einschränkungen sind die verhältnismäß geringe Maximallautstärke (93 dB @ 60 Hz sind schon verdammt laut, wenn man kein freistehendes Einfamilienhaus hat) und die breitbändertypische Bündelung hoher Frequenzen, welche man aber mit Ausrichtung auf den Hörplatz in den Griff bekommt.


HINWEIS: Dieser Bauvorschlag wurde für den alten Tang Band W4-655SA, erkennbar am silbernen Phaseplug, erstellt. Für den aktuellen Treiber (goldfarbener Phase Plug) müßte der Saugkreis angepasst werden.

Ich empfehle diese Box

Messungen

Die akustischen Messungen wurden bei 2,83 Volt Spannung (ca. 1 Watt) durchgeführt, was bei dieser Box in einem Meter Messentfernung zu einem Schallpegel von ca. 85 dB führt. Für 95 dB werden gerade mal 10 Watt benötigt und der gutmütige Impedanzverlauf harmoniert mit jedem Verstärker. Bei Einsatz eines Röhrenverstärkers (Wer um alles in der Welt gibt für eine Box nur EUR 50,- aus, um diese dann mit einem sündhaft teueren Röhrenverstärker zu betreiben?) ist ein Impedanzkorrekturglied angebracht, das ich dem geneigten Nachbauer auf Anfrage gerne berechne.

Amplitude

Sonogramm

-90 bis 90 Grad in 5 Grad Schritten 1/3 Oktave Glättung

Sonogramm - normalisiert auf 0 Grad

-90 bis 90 Grad in 5 Grad Schritten 1/3 Oktave Glättung

Klirr bei 90 dB

Impedanz

Stückliste

Gesamtkosten pro Stück ohne Holz ca. EUR 40,-
Alle Teile sind z.B. bei Strasssacker erhältlich.

Bezeichnung Preis
EUR
Bild
Tang Band W4-655SA
Herstellerdatenblatt (348 KB PDF)
22,90
Trompetenrohr TR45
Das Rohr wird auf 7,6 cm Länge gekürzt.
1,00
Anschlußterminal oder Polklemmen (beliebig) ab 0,50
1/2 Packung Sonofill anthrazit
Die Farbe anthrazit ist sinnvoll, da das Material je nach Lichteinfall von außen durch den Baßreflexkanal sichtbar ist.
1,65
MOX-Widerstand 5,6 Ohm 10 Watt 1,10
Luftspule 0,1 mH 0,71 mm Draht 1,10
Luftspule 0,68 mH 1 mm Draht 2,80
Kondensator 3,3 mikroFarad MKT 1,20
Kondensator 4,7 mikroFarad MKT 1,80
Kondensator 15 mikroFarad MKT 4,40

Stückliste in Kurzform für Bestellung per Email

Diese Stückliste können Sie per drag and drop (mit der Maus markieren, Tasten Strg + c betätigen, neue Email aufmachen, Tasten Strg + v betätigen) in eine Email kopieren und so einfach bestellen. Für zwei Boxen benötigen Sie selbstverständlich alles doppelt.

Frequenzweiche

Die Frequenzweiche wird einfach in den Pluspol der Lautsprecherzuleitung eingelötet.

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Auch für Anfänger ist Respekt vor dem Aufbau dieser Weiche nicht angebracht. Wenn Sie das heiße Ende des Lötkolbens vom kalten unterscheiden können bekommen Sie auch diese Weiche zusammen. Diese zusammengeschusterte Weiche funktioniert, wenn man nicht zu oft mit der Box umzieht ...

Für die Ewigkeit gebaut ist diese Weiche, aber das ist nicht unbedingt notwendig ...

Der gelbe Kondensator gehört da nicht unbedingt hin, aber das Nachmessen der beiden schwarzen Kondensatoren ergab einen zu geringen Wert, deshalb habe ich etwas nachgelegt. Wenn Sie kein LCR-Messgerät haben - don't worry - be happy - Sie werden den Unterschied wahrscheinlich nie hören.

Gehäuseskizze

Die Gehäuseskizze des CT218BR wird hier nicht mehr angeboten. Bauen Sie bitte das F.a.T.T. - Gehäuse ohne Hochtönerausfräsung, dann können Sie später einfach auf die F.a.T.T. hochrüsten.

Gehäusebau

Falls keine Oberfräse zur Verfügung steht kann man Lautsprecher und Baßreflexkanal auch ohne Einfräsung montieren. Die Schallwandausschnitte stellt man in diesem Fall mit einer Stichsäge her.

Der Aufbau erfolgt mit (PATTEX-) Montagekleber ohne Zuhilfenahme von Schraubzwingen. Dadurch entstehen etwas breitere Spaltmaße, als bei der Verwendung von Weißleim (Holzleim). Die Spalte spachtelt man nach dem Abbinden des Klebers. Wenn man eine entsprechende Anzahl Zwingen hat kann man natürlich auch mit Weißleim arbeiten.

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Zunächst wird das Material so auf die Werkbank gelegt, daß die Teile beim Verleimen nicht aus Versehen vertauscht werden.

Im nächsten Schritt wird zuerst der Deckel an die linke Seitenwand geleimt. Den Leim gibt man immer auf die Schnittkante (saugende Kante) des Holzes.

Die Rückwand sorgt für den rechten Winkel des Deckels. Sicher ist sicher, deshalb werden innen alle Klebekanten nochmals mit Montagekleber abgedichtet.

Der Boden wird verleimt.

Mit der rechten Seitenwand ist die Box jetzt fast fertig.

An der Schallwand sparen wir keinesfalls Montagekleber, da hier die Kanten nicht nachträglich abgedichtet werden können.

Jetzt üben wir etwas Druck aus und warten dann mindestens eine halbe Stunde, bevor wir weiterarbeiten.

Jetzt fräst man die überstehenden Kanten mit dem Bündigfräser ab oder entfernt diese mit dem Band- oder Schwingschleifer. Wenn man eine Oberfräse sein Eigen nennt kann man auch die Kanten abrunden oder anphasen. Akustisch hat das nur sehr geringe Auswirkungen, aber es sieht gut aus. Dann ist Spachteln, Schleifen, Grundieren, Schleifen, Lackieren, Schleifen, Lackieren, Schleifen, Lackieren, etc. angesagt. Auch diese Aktionen haben lediglich einen vernachlässigbaren Einfluß auf den Klang, deshalb habe ich mir diese gespart.

Gehäusemodifikationen

Wenn man diese Box als Center baut kann man auch den Lautsprecher mittig montieren und den Baßreflexkanal auf die Rückwand verlegen. Auch hinten muß der Baßreflexkanal außermittig montiert werden, damit er nicht mit dem Magneten des Treibers kollidiert und Luft zum Atmen hat.

Ein gelungener Nachbau: Tao Bauer's Surround-System